Meine Aha-Momente aus der #gemeckerfrei®-Challenge
Manchmal bin ich einfach eine Ziege. Das merke ich spätestens am Verhalten meiner Kids, die bei zu viel Gemecker häufig protestieren und nicht mehr kooperieren. Als Achtsamkeitstrainerin habe ich gelernt, hinzuschauen und aus dem Teufelskreis auszubrechen. Der Kreislauf, den viele Eltern kennen: Stress – meckern – Streit. Noch mehr Stress. Aus Streit wird Eskalation. Schlechtes Gewissen. Wieder Stress und alles beginnt von vorne. Also habe ich innerlich „Stopp“ gesagt, tief durchgeatmet, mein Meckern wahrgenommen und beschlossen, auszusteigen.
Just in diesem Moment stoße ich via Instagram auf die #gemeckerfrei®-Challenge und melde mich an. Sieben Tage, eine Whats-App-Gruppe (mit über 1.000 Teilnehmern!) und täglich Videos oder Live-Sessions. Ich bin gespannt. Und nehme mir vor: Diese Woche bleibt unsere Familie gemeckerfrei.
Hinter dem bekannten Namen #gemeckerfrei® stehen Uli und Bernd Bott. Die beiden sind Bestseller-Autoren, seit fast 30 Jahren verheiratet, Coaches und Eltern von vier gemeinsamen Kindern. Gleich an Tag eins erzählen sie in ihrem Begrüßungsvideo ihre Geschichte und geben offen zu: Trotz pädagogischer Ausbildung lief auch in ihrer Familie nicht alles rund. „Es war weit weg von dem, wie wir es uns eigentlich gewünscht hätten“, sagt Bernd. Seine Frau stimmt ihm zu: „Wir wussten total viel und trotzdem sind unsere Kinder eskaliert.“ Die damals jungen Eltern fingen an, sich weiterzubilden, zu recherchieren, viel auszuprobieren. Sie gründeten vor einigen Jahren #gemeckerfrei® und haben seitdem schon tausenden von Eltern dabei geholfen, ihren Familienalltag harmonisch zu gestalten.
Achtsam sprechen – keine „Misthaufen-Austauschbörsen“
Gleich am ersten Tag weißt Uli darauf hin, dass es in der Challenge keine „Misthaufen-Austauschbörsen“ gibt. Mir gefällt der Begriff sehr gut. Auch ich habe zu Beginn als Achtsamkeitstrainerin festgestellt, dass Eltern viel kostbare Zeit damit verbringen, sich über die Kinder zu ärgern oder über sie zu schimpfen. Das war kontraproduktiv – denn zack waren sie wieder drin in ihrer negativen Energie, aus der sie doch in der Achtsamkeitsstunde eigentlich raus wollten. Deshalb habe ich in meinen Kursen folgende Regel aufgestellt: Einem negativen Erlebnis müssen drei schöne Erlebnisse mit dem Kind folgen. Das bringt Eltern wieder in einen neutralen Zustand und schult ihre Wahrnehmung. Denn Kinder kooperieren im Alltag sehr oft, wir achten nur nicht darauf.
Ehrlichkeit bei Kack-Tagen
Nichtsdestotrotz gibt es sie nun mal, echte Kack-Tage. Uli findet es wichtig, dass Eltern das während der Challenge auch offen zugeben. Ihr Appell: Eltern dürfen die Maske der Perfektion ablegen und sich gegenseitig unterstützen, damit es nach Kack-Tagen wieder bergauf geht.
Die erste Live-Session findet an Tag zwei statt. Zum Lied „Kings and Queens“ von Ava Max wird vor dem Bildschirm getanzt. Was auf den ersten Blick etwas komisch aussieht, ist auf den Zweiten ein wahres Wunderwerkzeug. Tanzen zur Lieblingsmusik baut Stress ab und setzt positive Energie frei. Ich nehme mir vor: Morgen Nachmittag drehe ich die Backstreet Boys auf und hüpfe mit den Kids über das Spielzeugchaos im Wohnzimmer.
Doch dann wird´s ernst: Uli verrät die größten Fehler, die Eltern machen. Die da wären: Perfektionismus. Der ist nämlich kontraproduktiv und erzeugt Druck, was sich wiederum in Anspannung äußert. „Kinder brauchen keine perfekten Eltern“, sagt Uli. „Sie brauchen Menschen, die ehrlich zu sich selbst sind und losgehen.“ Es laufe nun mal nicht immer perfekt und von heute auf morgen nie mehr zu schimpfen oder zu meckern, sei unrealistisch.
Mehrere Lebensbereiche in Balance bringen
Ein weiterer Fehler: Eltern schauen bei Konflikten oft nur auf einen Bereich, zum Beispiel die Beziehung zum Kind. Wichtig sei es laut Uli jedoch, auch die Beziehung der Eltern zueinander und die Beziehung zu sich selbst zu reflektieren, um dauerhaft ein harmonisches Familienleben zu kreieren. Ich stimme innerlich zu und nehme mir vor, Selbstfürsorge mehr in meine Achtsamkeitskurse zu integrieren und meiner Paarbeziehung wieder mehr Raum zu geben. Denn ja, in der Hektik des Familienalltags geht diese oft unter. Und dann sagt Uli einen Satz, der mitten ins Herz vieler Mamas und Papas geht: „Es reicht nicht, dein Kind zu lieben. Dein Kind muss sich geliebt fühlen.“ Eine Teilnehmerin schreibt im Chat: „Mir kullern die Tränen.“ Auch ich muss schlucken und denke darüber nach, wie sich Kinder wohl fühlen, wenn sie täglich kritisiert oder angemotzt werden. Selbst wenn wir ihnen dabei sagen, dass wir sie lieb haben.
Übungen aus der Achtsamkeitspraxis
Im Laufe der Woche gibt es immer wieder Übungen und kleine Impulse. Es geht darum, den Blickwinkel zu ändern. Es geht aber auch um die Auseinandersetzung mit eigenen Wunden und Emotionen. Einige Übungen kenne ich aus der Achtsamkeitspraxis und nehme mir vor, diese wieder stärker in meinen Alltag zu integrieren. Besonders spannend: Die Life-Session zum Thema Geschwisterstreit, bei der auch eine Tochter von Uli und Bernd zu Wort kommt. Je nach Alter der Kinder dürfen Eltern Geschwisterstreitigkeiten immer als Signal erkennen und ihre eigene Beziehung zueinander reflektieren. „Wenn die Kinder Zuhause viel streiten, hat es mit Zuhause zu tun“, sagt Uli. Und wieder wird mir klar, dass die Liebe in der Rush-hour des Lebens oft verloren geht, wenn man sie nicht immer wieder aktiv zurückholt.
Um wirklich etwas verändern zu wollen kommt es laut Uli und Bernd vor allem auf eines an: Auf die Bereitschaft und den Willen, in die Familie zu investieren. Ohne Ausreden. Denn ja, es sei nicht einfach, aus alten Mustern auszusteigen. Oft sei es sogar sehr schmerzhaft und unangenehm. „Aber es lohnt sich“, sagt Uli, und verweist auf ihr neues Coaching-Programm, das direkt im Anschluss an die Challenge startet.
Sieben Tage ohne meckern: Ich bin zufrieden mit mir, auch wenn ich es nicht ganz geschafft habe. Zeitdruck und müde Kinder am Morgen zehren einfach sehr an meinen Nerven. Aber ich durfte als Mama schon viel lernen und bin in jedem Fall besser als noch vor ein paar Jahren. Auch in der Challenge habe ich viel dazugelernt und merke, dass sich mein Blick auf die Dinge wieder verändert hat. Ich bin keine Mecker-Ziege. Sondern eine Mama, die täglich ihr Bestes gibt und am Ende des Tages gar keine perfekte Familie will, sondern eine, in der gelebt und geliebt wird. Und deshalb werde ich wohl nie aufhören, daran zu arbeiten.
